40 T H E M A Ein Gespräch mit Sandra Wandel Verbundlei tung Wohnen und Christoph Ellerich Case Ma nagement Wohnen Das Luise Mittermaier Haus wurde 1975 eröff net Wir reden somit über fast 50 Jahre Wohnen für Menschen mit Behinderung bei der Lebens hilfe Bonn Wie sahen anfänglich die Konzepte aus Wandel Um das zu verstehen ist es wichtig zu wissen dass das Luise Mittermaier Haus über haupt eines der ersten Wohnhäuser für Men schen mit geistiger Behinderung in NRW war Ellerich Vorher gab es entsprechende Einrich tungen in dieser Form nicht Auch die Schul pflicht und die versicherungspflichtige Beschäf tigung für Menschen mit geistiger Behinderung sowie die Einrichtung eines entsprechenden Finanzierungssystems entstanden erst in dieser Zeit Wandel Der Bau des Luise Mittermaier Hauses wurde von sehr engagierten Eltern maßgeblich vorangetrieben die sich für ihre Kinder ein Le ben im eigenen Zuhause wünschten Ellerich Damals stand der fördernde und be schützende Gedanke stark im Vordergrund Die Angehörigen wollten vor allem eine sichere Zu kunft für ihre Kinder Wie gestaltete sich denn der Alltag zu Anfang in den Wohnstätten Ellerich Zu Beginn waren alle Wohnheimplätze daran gekoppelt dass man einen Arbeitsplatz hatte Es gab noch keine Tagesbetreuung Über Tag war das Haus leer und die Betreuung fand nur vor der Arbeit nachmittags abends und am Wochenende statt Gemeinschaft wurde sehr groß geschrieben Gemeinsames Kaffeetrinken gemeinsames Abendessen gemeinsame Frei zeitveranstaltungen und Ausflüge Wandel Der Gemeinschaftsgedanke stand klar im Vordergrund Wurde ein Ausflug unter nommen fuhren alle mit unabhängig davon ob das auch dem Wunsch des Einzelnen ent sprach Heute gehen wir personenbezogener heran Wir machen eine Besprechung mit den Bewohnenden und fragen nach den individuel len Wünschen bevor wir einen Ausflug planen Es gibt eine Mehrheitsentscheidung über das Angebot und wer mitkommen möchte meldet sich dann an Wie kam es zu diesem Umdenken von der Ge meinschaft hin zur Individualität Ellerich In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Sichtweise und Haltung in Bezug auf die Selbstbestimmung von Menschen mit Be hinderung verändert In der Historie also noch Anfang der 70er Jahre hat man Menschen mit Behinderung als eine einzige relativ homogene Gruppe angesehen Und man ging davon aus dass man wenn man Lösungen sucht Lösun gen für Menschen mit geistiger Behinderung sucht Erst als man anerkannt hat wie individu ell jeder Mensch mit geistiger Behinderung ist und dass jeder Mensch ganz viele verschiede ne Bedarfe Wünsche und Vorstellungen hat ist auch eine Vielfalt an Antworten für jeden Men LEBEN Zwischen Gemeinschaft und Selbstbestimmung Wie viel Individualität ist möglich

Vorschau LHB Jubiläum 60 Jahre Seite 40
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